Aus dem Leben der Russisch Orthodoxen Kirche

2003

 

AUS GESPRÄCHEN DES EHRW. SERAPHIM

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ZUM 100. JAHRESTAG DEM EHRWÜRDIGEN SERAPHIM VON SAROW

Vor 100 Jahre fand in Russland eine besonders Ereignis statt: Im Januar 1903 erfolgte die Heiligsprechung des volksbeliebten ehrw. Seraphim von Sarow. Am 1. August 1903 wurde die erste Göttliche Liturgie eingeläutet, in der der ehrw. Seraphim als heilige von der Kirche verherrlicht wurde, und seine hl. Reliquien wurden ausgestellt, damit sie das ganze Volk verehre. "In diesen hl. Reliquien des neuen Fürsprechers für uns spüren wir den Pulsschlag unserer Kirche. Denn eine Kirche, die durch neue Heilige und Selige geziert wird, lebt und gedeiht, verjüngt sich" sagte der Bischof lnnokentij von Tambow in seiner Ansprache an die Gottesdienstgemeinde.

Die gesamte Russische Kirche erfüllte damals eine Geistige Freude. Den Feierlichkeiten wohnten tausenden von Menschen, einschließlich des letzten russischen Zaren Nikolaus II. bei. Bis auf den heutigen Tag wird der hl. Seraphim von Sarow im russischen Land als einer der größten Glaubensstreiter der Russischen Orthodoxen Kirche verehrt.

Zum 1. August 2003 sind in der mittelrussischen Provinzstadt Diweewo verschiedene kirchliche Feierlichkeiten geplant, wobei auch der Besuch des Oberhauptes der Russischen Kirche, Patriarch Alexij II., sowie der russische Präsident, Wladimir Putin, erwartet wird.

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Der Ehrwürdige Seraphim, der Wundertäter von Sarow, war am 19. Juli (1. August)1754 als Sohn des Kaufmanns Jsidor Moschnin geboren und wurde auf den Namen Prochor getauft. Seine ganze Erziehung hatte er seiner Mutter Agaphija zu verdanken, denn der Vater war gestorben, als der Knabe drei Jahre alt war. Gott der Herr hatte dem ehrwürdigen Seraphim schon von dessen Kindheit an sein besonderes Wohlwollen erwiesen - so blieb der Knabe unversehrt, als er eines Tages von einem in Bau befindlichen Glockenturm herunterfiel. Ein anderes Mal genas er durch den Segen der Ikone der Gottesmutter des Zeichens auf wunderbare Weise nach einer schweren Krankheit. Die Wohltaten Gottes fanden in der kindlichen Seele einen dankbaren Widerhall. Am meisten verlangte es Prochor nach einem Dienen für Gott und nach geistlichen Belehrungen. Mit siebzehn Jahren geht er nach Kiew, um sich "auf dem Wege des Herrn" einen weisen Lehrmeister zu suchen. Unweit von Kiew diente in der Klause zu Kitajewo der ehrw. Dossifei, der sagte zu Prochor: "Lenke deine Schritte nach Sarow, und verweile dort. An dieser Stätte wirst du mit Gottes Hilfe Rettung finden."

Am 20. November 1778 traf Prochor im Einödkloster zu Sarow ein. Dort herrschte eine strenge Ordnung; die Klosterbrüder hatten nicht nur eifrig zu beten und zu dienen, sondern sie mussten auch sorgfältig die Schriften der Heiligen Väter studieren. Acht Jahre lang diente Prochor als Novize, und am 13, August 1786 wurde er als Mönch mit dem Namen Seraphim eingekleidet. Ein Jahr später weihte man ihn zum Diakon. Eines Tages tat sich für Seraphim der Himmel auf - während der Göttlichen Eucharistie erschien in der Kirche der Herr Jesus Christus selbst mit seinen himmlischen Kräften. Zwanzig Jahre nach seinem Eintritt in das Kloster wurde der ehrw. Seraphim zum Mönchpriester geweiht.

In seiner Klosterzelle betete der Mönchpriester Seraphim unaufhörlich zu Gott. Er hat stets voller Andacht seine Gebete verrichtet, und diese Regeln für das Beten sind auch heute noch in der Kirchenüberlieferung lebendig. Er riet den gottliebenden Menschen, bis zur Mittagszeit unaufhörlich zu Christus zu beten und sich danach auch an die Gottesmutter zu wenden: "O Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erhöre das Flehen der Heiligen Jungfrau und erbarme Dich meiner Sünden".

Eine weitere Großtat von Vater Seraphim war, dass er das Gelübde des Schweigens ablegte, denn wie er sagte, bringe dieses den Menschen Gott näher und mache ihn sozusagen zu einem irdischen Engel. Dann ging der ehrw. Seraphim zu einem strengen Einsiedlerleben über. Nur seine Klosterzelle, heilige Ikonen und ein Eichensarg waren Zeugen seines eifrigen Dienens für Gott. Im Jahre 1825 erschien die Heilige Gottesmutter dem Vater Seraphim erneut. Sie gebot ihm, sein Einsiedlerleben aufzugeben und alle zu empfangen, die des Trostes, der Genesung und der christlichen Erbauung bedurften. Durch die Verehrung der Mutter Gottes in inbrünstigem Gebet wollte der ehrw. Seraphim der Heiligen Jungfrau für die großen Wohltaten danken, die sie ihm erwiesen hatte. Zwar setzte der tückische Feind auch oftmals dem Einsiedler zu, aber dieser rief Christus um Beistand an, betete reinen Herzens und machte das Zeichen des Kreuzes, worauf der Böse von ihm abließ. Die Stufenleiter der Tugenden, die er erklomm, ließ ihn beinahe zu einem ersterschaffenen Adam werden - die Tiere des Waldes näherten sich dem Mönch ohne Scheu und gehorchten ihm.

Eine weitere Großtat von Vater Seraphim war, dass er das Gelübde des Schweigens ablegte, denn wie er sagte, bringe dieses den Menschen Gott näher und mache ihn sozusagen zu einem irdischen Engel. Dann ging der ehrw. Seraphim zu einem strengen Einsiedlerleben über. Nur seine Klosterzelle, heilige Ikonen und ein Eichensarg waren Zeugen seines eifrigen Dienens für Gott. Im Jahre 1825 erschien die Heilige Gottesmutter dem Vater Seraphim erneut. Sie gebot ihm, sein Einsiedlerleben aufzugeben und alle zu empfangen, die des Trostes, der Genesung und der christlichen Erbauung bedurften.

Ein halbes Jahrhundert lang hat der ehrw. Seraphim seine Seelsorge verrichtet, und sieben Jahre hatte ihm der Herr noch gegeben, damit er dem russischen Volk seine segensreichen Erfahrungen noch zukommen lasse und die getreuen Kinder der Christuskirche auf den rechten Weg zur Errettung hinlenke. Seine größte Gabe und Tugend war die Demut. Als ihn der Gutsbesitzer M. Manturow eines Tages bat, er möge ihm Genesung bringen, da erwiderte er: "Mein Lieber, wenn du so fest glaubst, so glaube doch auch daran, dass der Allmächtige dich genesen lassen wird, denn Er vermag alles. Ich aber, der ich nur schwach bin, werde für dich beten." Am Tage vor seinem Dahinscheiden hatte der ehrw. Seraphim dreimal die für ihn vorbereitete Begräbnisstätte aufgesucht. Am Abend waren dann aus seiner Zelle Ostergesänge zu hören, und am anderen Morgen - das war am 2. Januar 1833 - fand man den Mönchpriester Seraphim in seiner Zelle tot auf. Er war vor eine Ikone der Gottesmutter in kniender Stellung entschlafen.

Am 29. Januar 1903 wurde der Beschluss des heiligen Synods der Russisch Orthodoxen Kirche zur Heiligsprechung des hl. Seraphim kundgetan. Um die Heiligsprechung feierlich zu begehen, fanden die Feierlichkeiten im Sommer statt, genau zum Geburtstag des neuen Heiligen. Am 19. Juli 1903 wurde die erste Göttliche Liturgie eingeläutet, in der der ehrw. Seraphim als Heiliger von der Kirche verherrlicht wurde. Auch seine hl. Reliquien wurden ausgestellt, damit sie das ganze Volk verehre. "In diesen hl. Reliquien des neuen Fürsprechers für uns spüren wir den Pulsschlag unserer Kirche. Denn eine Kirche, die durch neue Heilige und Selige geziert wird, ist nicht tot, ist weder erstarrt noch versteinert, sondern sie lebt und gedeiht, verjüngt sich. In diesem Sarg sehen wir den Quell, das Licht und die Freude unseres Glaubens!" sagte der Bischof Innokentij von Tambow in seiner Ansprache an die Gottesdienstgemeinde.

Die gesamte Russische Orthodoxe Kirche erfüllte damals eine Geistige Freude. Bis auf den heutigen Tag wird der hl. Seraphim von Sarow im russischen Land als einer der größten Glaubensstreiter der Russischen Orthodoxen Kirche verehrt.

 

Literaturhinweis:
Schwedow, "Gott ist wunderbar in Seinen Heiligen, Orthodoxes Leserheft Nr. 2, 1990, Moskau.

 

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AUS GESPRÄCHEN DES EHRW. SERAPHIM

1. DAS ZIEL DES ORTHODOXEN LEBENS

Das Fasten, die Gebete, die Wachsamkeit und alle die anderen orthodoxen Taten sind an und für sich sehr gut, aber nicht nur in dessen Geschehen ist das Ziel unseres orthodoxen Lebens. Sie dienen als Mittel für die Erreichung dieses Zieles. Das wirkliche Ziel des orthodoxen Lebens ist die Erwerbung des Heiligen Geistes.

2. ÜBER DIE LIEBE ZU GOTT

Wer sich eine vollkommene Liebe zu Gott erworben hat, der scheint in diesem Leben gar nicht zu existieren. Denn er hält sich für einen Ankömmling auf dieser Erde, steht dem Sichtbaren fremd gegenüber und harrt geduldig des Unsichtbaren. In seiner Liebe zu Gott hat er sich völlig gewandelt und allen anderen Neigungen entsagt...

3. ÜBER DIE HOFFNUNG

Alle die fest auf Gott hoffen, werden zu Ihm emporsteigen und in ewigem Licht erstrahlen. Sorgt ein Mensch nicht allzu sehr um sich aus Liebe zu Gott, weil er weiß, dass Gott für ihn sorgt, so ist eine solche Hoffnung durchaus berechtigt und weise. Kümmert sich ein Mensch aber immer nur um seine Dinge und betet nur dann zu Gott, wenn ihn ein unvorhergesehenes Unglück getroffen hat und er es aus eigenen Kräften nicht abwenden konnte und dann auf Gottes Hilfe zu hoffen beginnt, - so ist eine solche Hoffnung eitel und nichtig.

Denn die wahre Hoffnung sucht die alleinige Herrschaft Gottes und weiß, alles Irdische, was für das zeitweilige Leben vonnöten ist, wird sich ganz gewiss einstellen. Ohne eine solche Hoffnung kann in das Herz kein Frieden einziehen. Diese Hoffnung besänftigt das Herz und erfüllt es mit Freude. Über diese Hoffnung hat der hochheilige Mund des Erlösers gesagt: "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" (Mt 11, 28), d. h. hoffe auf mich, und du wirst in Mühsal und Angst getröstet werden.

4. ÜBER DEN VERZICHT AUF DIE WELT

Um völligen Gleichmut zu erlangen, muss man viele geistliche Betrachtungen anstellen und oft beten. Wie aber kann man Gott anschauen, sich Seine Gesetze zueigen machen und mit ganzer Seele in inbrünstigem Gebet zu Ihm emporsteigen, wenn doch rings um einen in der Welt unaufhörlich die Leidenschaften brodeln? Die Welt liegt im Argen. Entsagt man nicht der Welt, kann auch die Seele Gott nicht aufrichtig lieben...

5. ÜBER DIE INNERE EINKEHR

Der Mensch darf nicht nur allein seinem Herzen glauben. Er muss seine seelischen Empfindungen und sein Leben selbst an den Göttlichen Gesetzen und an dem tätigen Wirken der Verfechter der Frömmigkeit ermessen... Die heiligen Väter lehren, dass ein jeder Mensch zwei Engel hat: der eine ist gut und der andere -schlecht. Der gute Engel ist still und sanft. Tritt er in des Menschen Herz ein, so spricht er mit ihm über die Wahrheit, Reinheit, Ehrlichkeit, und Ruhe kurzum von wohlgefälligen Dingen und Tugenden. Füllst du das in deinem Herzen, so ist gewiss der Wahrheitsengel in dir. Der böse Geist aber ist jähzornig grausam und unbesonnen. Du musst ihn an seinen Taten erkennen. Merke dir, mein Lieber, was sagt Isaak der Syrer, habe bei allem deinem Tun auch stets die Kümmernisse und Versuchungen vor Augen, denen du ausgesetzt sein wirst, höre auf die Regungen deiner Seele und denke daran, was am Ende sein wird... Halte fortwährend innere Einkehr und sieh, welche Leidenschaften von dir gewichen sind, weil deine Seele endlich gesundet...

6. ÜBER DEN SEELISCHEN FRIEDEN

Der Weg in den Himmel führt über Trübsal und Leiden. Die Heilige Schrift besagt: "wir sind in Feuer und Wasser geraten, aber Du hast uns herausgeführt und uns erquickt" (Ps. 66, 12). Wer Gott gefällig sein will, muss vieles erdulden... Der Mensch muss sich in sich selbst versenken und aufrichtig in seinem Herzen sein. Ist der Mensch friedlich gestimmt, dann vermag er auch andere mit seinem geläuterten Verstand zu erleuchten. Vor allem muss er diese Worte des Herrn wiederholen: "du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest" (Mt. 7, 5).

7. ÜBER DAS LICHT CHRISTI

Um in seinem Herzen das Licht Christi zu empfangen und zu spüren, muss man sich möglichst von den sichtbaren Gegenständen ablenken. Hat man seine Seele durch Buße und gute Werke geläutert, muss man in aufrichtigem Glauben an den Gekreuzigten seine Augen schließen, den Geist mitten in das Herz eintauchen und unseren Herrn Jesus Christus unaufhörlich um Seine Gnade anflehen, nur so findet man wahre Wonne und Erleuchtung...

8. ÜBER DIE BUSSE

Wer sich retten will, muss stets ein reumütiges Herz haben: die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten (Ps. 51, 19). So wird sich der Mensch der tückischen Ränke des Bösen unbeschadet erwehren... Die Reue kommt auf durch die Furcht vor Gott und durch Selbstkonzentration, denn wie sagte doch gleich der hl. Märtyrer Bonifacius: die Furcht vor Gott sei der Vater der Aufmerksamkeit und diese - die Mutter der inneren Ruhe... Tue also Buße, und sie wird dir eine Fürsprecherin sein vor Gott... Was Bestes in deinem Herzen ist, das decke ohne Bedarf nicht auf, denn nur so bleibt es sicher vor den sichtbaren und unsichtbaren Feinden. Es muss also wie ein Schatz tief in deinem Herzen ruhen. Nicht allen darfst du deine Herzensgeheimnisse offenbaren.

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Wer diesen Weg beschritten hat, darf nicht auf fremde Gerüchte hören, die den Kopf nur mit müßigen und eitlen Gedanken und Erinnerungen füllen können, sondern er muss sich selbst zugekehrt sein. Die fremden Dinge dürfen ihn nicht kümmern, er soll auch nicht von ihnen sprechen, denn "im Treiben der Menschen bewahre mich vor gewaltsamen Wegen durch das Wort Deiner Lippe" (Ps. 17, 4), sondern bitte den Herrn: "verzeihe mir die verborgenen Sünden, bewahre mich Deinen Knecht vor den Stolzen, dass sie nicht über mich herrschen" (Ps. 19, 13, 14). Um aufmerksam zu bleiben, muss man in sich gehen und darf niemanden unterwegs begrüßen (Lk. 10, 4), d. h. man soll nicht unnütz reden, es sei denn, jemand läuft dir hinterher, um etwas Vernünftiges zu hören...

9. ÜBER DIE REDSELIGKEIT

Allein schon die Redseligkeit von Leuten, deren Sitten sich von den unsrigen unterscheiden, reicht aus, um einen Menschen innerlich zu verstimmen. Aber am bedauerlichsten ist es, dass das Feuer, das unser Herr Jesus Christus auf die Erde gebracht hat, um die menschlichen Herzen zu erwärmen, dadurch erlöschen kann. Um also den inneren Menschen zu bewahren, muss man seine Zunge im Zaum halten...

10. ÜBER KRANKHEITEN

Der Leib ist der Sklave der Seele, diese aber ist die Königin. Daher kommt es durch Gottes Barmherzigkeit oftmals vor, dass der Leib von Krankheiten zermürbt wird: dadurch flauen die Leidenschaften ab, und der Mensch kommt zu sich. Ja, auch ein körperliches Gebrechen ist auf Leidenschaften zurückzuführen. Tilge also die Sünde, und es wird keine Krankheiten mehr geben, denn sie kommen von der Sünde, wie das der hl. Basilius der Große behauptet: "Woher kommen die Gebrechen? Woher die Körperverletzungen? Gott der Herr hat den Leib, nicht aber die Krankheit, die Seele und nicht die Sünde erschaffen. Was ist nun am notwendigsten und nützlichsten? Die Vereinigung mit Gott und die Zuwendung zu Ihm durch Liebe. Verlieren wir diese Liebe, so fallen wir von Ihm ab, und wenn wir das tun, so werden wir allerlei Leiden und Gebrechen ausgesetzt." Wer eine Krankheit geduldig und dankbar erträgt, so wird ihm das als eine Großtat angerechnet...

12. ÜBER GEDULD UND DEMUT

Wie sich in kaltes und starres Wachs kein Siegel eindrücken lässt, so kann auch die menschliche Seele, ist sie nicht durch Mühsal und Leiden geprüft, nicht das Siegel der Göttlichen Tugend empfangen. Als der Teufel den Herrn verließ, "da traten die Engel zu Ihm und dienten Ihm" (Mt. 4, 11). Wenn also während der Versuchung sich die Engel Gottes von uns entfernen, so nicht weit, bald werden sie wieder zu uns kommen und uns Rührung, Erquickung und Geduld bringen.

13. ÜBER EIN TÄTIGES UND BESCHAULICHES LEBEN

Ein tätiges Leben besteht aus Fasten, Enthaltsamkeit, Wachen, kniendem Beten und anderen Taten - sie sind der schmale Weg, der, nach dem Worte des Herrn, zum ewigen Leben führt (Mt. 7, 14). Beschaulich ist das Leben, wenn man seinen Geist zu Gott dem Herrn erhebt, inbrünstige und weise Gebete verrichtet. Ein jeder, der ein geistvolles Leben durchlaufen möchte, muss mit einem tätigen Leben beginnen. Ein tätiges Leben hilft uns, uns von sündigen Leidenschaften zu befreien und lässt uns zu tätiger Vollkommenheit hingelangen - damit aber wird uns ein Weg zu einem beschaulichen Leben gebahnt. Nur wer sich seiner Leidenschaften entledigt hat, wird ein solches Leben beginnen können, denn wie die Heilige Schrift besagt: "Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen" (Mt. 5, 8). Wer ein beschauliches Leben führen will, braucht einen erfahrenen Wegweiser. Findet er diesen nicht, muss er sich von der Heiligen Schrift leiten lassen, denn der Herr selbst hat uns geboten, von der Heiligen Schrift zu lernen: "ihr suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin" (Jh. 5, 39). Auch die Schriften der heiligen Väter müssen sorgfältig studiert werden: Man muss sich möglichst an ihre Lehren halten, so wird man nach und nach von einem tätigen zu einem hochvollkommenen Leben hingelangen...

 

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