Aus dem Leben des Moskauer Patriarchats

der Russisch Orthodoxen Kirche

 

OSTERBOTSCHAFT

des Patriarchen von Moskau und der Ganzen Rus'

 

Deine gottwürdige Herabkunft verherrlichend, singen wir Dir, o Christe,

Du wurdest von der Jungfrau geboren und trenntest Dich doch nicht vom Vater!

Du hast gelitten als Mensch und er duldetest freiwillig das Kreuz.

Du bist auferstanden aus dem Grabe, wie aus einem Brautgemach hervortretend, um die Welt zu erlösen.

Herr, Ehre sei Dir!

(Stichira zu den Lobpsalmen der Ostermatutin)

In unserem Herrn Jesus Christus geliebte hochgeweihte Oberhirten, hochwürdige Priester, ehrenwerte Mönche und Nonnen, gottesfürchtige Laien - Kinder unserer Heiligen Mutter, der Russischen Orthodoxen Kirche!

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!

Von ganzem Herzen, das nun erfüllt ist mit Jubel und Freude, beglückwünsche ich euch zu Ostern, dem Fest der Lichten Auferstehung Christi, unseres Herrn!

In den Briefen der Apostel sowie in den Werken der Heiligen Väter wird uns die von Gott inspirierte Interpretation des tiefgründigen Sinngehalts und der unvergänglichen Bedeutung dieses größten aller Wunder der Weltgeschichte nahegebracht. Denn durch die Auferstehung Christi des Erlösers aus dem Grabe begann der wahre Frühling und erstrahlte ein heller, freudevoller Morgen für den gesamten Weltkreis! Mit Seiner Auferstehung hat der Herr Jesus Christus den Grundstein für die allgemeine selige Auferstehung von den Toten gelegt, wie vom heiligen Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther verkündet: "Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendsten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind... Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden" (1 Kor. 15, 19-20,22). Nach Darstellung des ehrwürdigen Ephrems des Syrers "bildete Adam den Anfang des Todes aller Lebenden, gleichwie unser Herr den Anfang bildete für das Leben aller Toten". Für den Menschen ist der Tod wahrhaft nicht mehr furchterregend, sofern er an den Gekreuzigten und Auferstandenen Christus glaubt und durch diesen Glauben Dessen Rechtschaffenheit Dessen Gnade annimmt und somit in Christus und mit Christus lebt!

Meine Brüder und Schwestern! In diesem Jahr, in dem wir die 2000-Jahrfeier der Geburt Christi begehen, erlangt auch das jetzige Freudenfest besondere Bedeutung. Das Osterfest Christi wird nämlich seit der Auferstehung des Heilands selbst gefeiert - also seit beinahe zweitausend Jahren! Schon die heiligen Apostel begingen dieses Fest im Gebet. Der Apostel Paulus rief die ersten Christen dazu auf, das Heilige Osterfest würdig zu feiern - nicht im alten Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern in Lauterkeit und Wahrheit (1 Kor 5.8). So feiern auch wir, meine Lieben, Ostern ähnlich wie die ersten Christen voller Freude und Jubel! Der Göttlichen Herrlichkeit des Auferstandenen Herrn entspricht auch der überaus feierliche Charakter des österlichen Gottesdienstes. Alles zeugt von der überragenden Herrlichkeit dieses Tages.

Die Prozession um die Kirche als symbolhafte Darstellung unserer Begegnung mit dem Auferstandenen Heiland, das ununterbrochene freudige Glockengeläut, unsere von hellem Licht und wundervollem Wohlgeruch erfüllten Kirchen, die leuchtend hellen Gewänder der zelebrierenden Mitbrüder und schließlich - Ihr, geliebte, zu Gott betende Menschen mit euren strahlenden Antlitzen. Unsere gesamte Kirche geht Christus, "das ewige Ostern lobpreisend", entgegen. Welcher wie ein Bräutigam aus dem Grabe hervorkommt, - und betet voller Freude den lebendigen Gott an!

Meine Lieben! Es mag ungewöhnlich erscheinen, zu Ostern über die Geburt Christi zu sprechen. Doch heute verpflichtet uns das große Jubiläum dazu - die 2000-Jahrfeier der Niederkunft des Erretters der irdischen Welt in dieselbe. Nach den Worten des Hierarchien Johannes Chrysostomos nehmen unsere Festtage von der Geburt Christi ihren Anfang - darunter auch Ostern, denn wäre Christus nicht im Fleische geboren, so hätte Er auch nicht gelitten und wäre auch nicht auferstanden. Und wenn die Verkündigung Seiner Geburt "der Anfang unserer Errettung" ist, so ist die Geburt Christi selbst die Weiterführung des Heilsplans des Herrn, dessen Krönung das Kreuz und die Auferstehung waren.

Die 2000-Jahrfeier der Geburt Christi ist das wichtigste Ereignis dieses Jahres. Dies ist nicht nur ein gesamtchristliches Fest, sondern ein freudiger Anlaß von weltumfassender Bedeutung. In der Russischen Orthodoxen Kirche werden die Jubiläumsfeierlichkeiten im August dieses Jahres stattfinden und mit dem Konzil der hochgeweihten Erzhirten beginnen. Mittelpunkt der Arbeit des Konzils wird die feierliche Verherrlichung der Schar der Neuen Märtyrer und Bekenner des Russischen Landes unter den Heiligen sein. Und zum Fest der Verklärung des Herrn beabsichtigen wir die Große Weihe der Christi-Erlöser-Kathedrale zu vollziehen.

In diesem Jahr werden es zehn Jahre sein, seitdem ich meinen Dienst auf dem Thron des Patriarchen versehe. Ich erhebe meine Dankgebete zu Gott für die vielfältige Barmherzigkeit, die Er mir, Seinem demütigen Diener sowie unserer ganzen Heiligen Kirche angedeihen ließ. Der Herr hat für uns bestimmt, unseren Dienst zum Wohle von Kirche und von Gottes Volk zu einer ganz erstaunlichen Zeit zu leisten - zu einer Zeit wohltuender Veränderungen in unserem kirchlichen Leben, - einer Zeit wundersamer Verklärung! Von ganzer Seele danke ich euch allen, meine Lieben, für eure Liebe, für die ununterbrochene Hilfe und Unterstützung, für euren unermüdlichen Einsatz, vor allem aber für eure heiligen Gebete, die mir immer geholfen haben und stets eine Stütze für mich waren!

Das staatliche und gesellschaftliche Leben auf dem kanonischen Territorium der Russischen Kirche ist nach wie vor nicht leicht, doch es gibt Anzeichen, die Anlaß zu guter Hoffnung geben. In Rußland hat eine Erneuerung der Staatsmacht stattgefunden, die nun an das Bestreben nach gedeihlicher gegenseitiger Zusammenarbeit mit der Russischen Orthodoxen Kirche in den verschiedensten Bereichen anknüpft. Wir sind ohne jede Einschränkung zu einer solchen Zusammenarbeit bereit - nicht nur in Rußland, sondern auch in den anderen Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und des Baltikums. Die Kirche ist sich nämlich dessen bewußt, welche Schwierigkeiten derzeit unsere Völker durchmachen, und bemüht sich, durch enges Zusammenwirken mit den Regierenden und allen Menschen guten Willens bei deren Überwindung mitzuwirken.

Ja, die Menschen leiden noch immer - an Armut infolge von Ungerechtigkeit, Feindseligkeit, Trennungen, blutigen Konflikten und deren Folgen, die immer noch nicht beseitigt worden sind. Nur der Friede Christi kann als Antwort auf die Zwietracht dieser Welt dienen. Und wir orthodoxe Christen sind davon überzeugt, daß nur die geistliche Wiedergeburt des Volkes, daß nur seine Rückbesinnung auf die von Gott gegebenen moralischen Werte uns wieder Wohlstand, Blüte und Einigkeit bringen können.

Möge die Freude über den Auferstandenen Christus unsere Seelen und unsere Herzen erleuchten! Laßt uns dem Herrn, gefestigt durch die Kraft der Auferstehung Christi, wahre Früchte des Geistes darbringen! Werden wir uns eifrig für alles einsetzen, was zur Entwicklung des kirchlichen Lebens, zur Erhaltung des Friedens, der Liebe und der Einmütigkeit in Kirche und Gesellschaft, zu Einigkeit und Gerechtigkeit in jedem Staate, ob groß oder klein, in dem wir leben und wirken, beiträgt! Aber seien wir auch eifrig bemüht bei all dem, was dem Zusammenhalt und der Festigung der orthodoxen Familie förderlich ist, denn solch eine Familie dient als solides Fundament der Gesellschaft.

Die österliche Freude möge auch jenen unter unseren Brüdern und Schwestern zuteil werden, die weit entfernt von den Kirchen Gottes leben, die auf dem Krankenbett liegen oder sich in Haft befinden und deshalb jetzt, zum Heiligen Osterfest der Möglichkeit beraubt sind, im Gottesdienst zu beten und die allgemeine Freude zu teilen.

Das christliche Ostern ist ein unversiegbarer Quell der Gnadengaben Gottes. Auf ganz hervorragende Weise hat dies der Patriarch von ganz Rußland Sergij in seinem Akathistos zur Auferstehung des Herrn zum Ausdruck gebracht, durch dessen Worte ich diese Botschaft gerne abschließen möchte:

"Christus ist auferstanden, und die ganze Schöpfung frohlockt!

Christus ist auferstanden, wobei Er unendliche Gnade und unermeßliches Erbarmen auf unser Geschlecht ausgeschüttet hat!

Christus ist auferstanden, und wir alle empfangen Seinen Leib als Brot des Lebens!

Christus ist auferstanden, und wir trinken Sein Blut als unsterbliche Quelle!

Christus ist auferstanden, und wird mit Sich alle auferstehen lassen, die da rufen:

"Christus erstand von den Toten, durch den Tod zertrat Er den Tod, und denen in den Gräbern hat Er das Leben gebracht!"

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!

ER IST WAHRHAFT AUFERSTANDEN!

+ ALEXIJ

Patriarch von Moskau und ganz Rußland,

Ostern 2000, Moskau.

 

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