Aus dem Leben der Berliner Diözese

der Russisch Orthodoxen Kirche

Januar - Juni 1999

 

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100 Jahre Russischen Kirche in Darmstadt (1899 - 1999)

 

Auf Wunsch des letzten Zaren (Nikolaus II., 1868-1918), der 1894 Prinzessin Alexandra von Hessen und bei Rhein geheiratet hatte und bei seinen Besuchen in Darmstadt eine Kirche seines Glaubens vorfinden wollte, entstand 1899 auf der Mathildenhöhe im Stil alter Jaroslawer Kirchen die als Privatkapelle für die Zarenfamilie genutzte Kirche der Heiligen Apostelgleichen Maria Magdalena.

Diese Kirche wurde am 8.Oktober 1899 vom Protopresviter und Beichtvater der Zarenfamilie Janymev geweiht, unter Assistenz von Diakonen aus Wiesbaden. Der Ikonostas und die Plaschaniza stammten aus einer Londoner Hauskapelle, als Geschenk der Großfürstin Maria Alexandrovna, Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha (einer Tochter Zar Alexanders II.). Bis 1904 fanden nur für die Zarenfamilie und orthodoxe fürstliche Gäste Gottesdienste statt, anlässlich familiärer Gedenktage. Danach wurde die Kirche in die Zuständigkeit des Außenministeriums in St. Petersburg gegeben; ihr Unterhalt sowie Bekanntgabe von Gottesdiensten lag in den Händen der russischen Mission in Darmstadt, die kirchliche Betreuung nahm der Priester aus Wiesbaden vor. Die Kirche wird zunächst zu privatem Gebrauch für gelegentliche Aufenthalte in Deutschland genutzt und von Russisch-Orthodoxen Geistlichen betreut.

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Bis Ende der 20er Jahren unterstand die Gemeinde der Kirche Metropolit Evlogij und seinen Dekan für Deutschland - den Probst Grigorij Prozorov (Berlin). Zu dieser Zeit die Gemeinde in Darmstadt, wie anderen mitbetreuten Gemeinden (Potsdam, Bad Ems, Hamburg, Bad Hornburg, Bad Nauheim) an ihrer kanonisch rechtmäßigen und von ihnen beibehaltenen Unterstellung unter Metropolit Evlogij keinen Zweifel ließen. Seit etwa 1933 untersteht die Gemeinde anderer Jurisdiktion - der Russischen Auslandskirche in Deutschland.

Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs erhöht sich durch russische Emigranten die Zahl der Gemeindeglieder, die nach der Besetzung Frankreichs nach Deutschland verschleppt werden. Zu ihnen gehört auch Ioann Malizenovskij, der zunächst 1940 in Hannover zur Betreuung der hauptsächlich in der Umgebung angesiedelten "Ostarbeiter" Dienst tut, sich dann aber bei der Berliner Eparchialverwaltung um die Stuttgarter Stelle bewirbt. Durch ihn wird das Gemeindeleben wieder aktiviert. Im März 1941 kommt der orthodoxe Priester deutscher Abstammung Michail Lessig nach Stuttgart. In der Kirche in Darmstadt wird nur zu besonderen Tagen Gedenkgottesdienst abgehalten; erwähnt ist in "Novoe Slovo" am 2. Oktober 1938 eine am 25. September gehaltenen Gedenkgottesdienst für Nikolaus II. und seine kaiserliche Familie. Ergänzend zu den Einzelheiten des gottesdienstlichen Lebens sind nachstehend noch herausragende Veranstaltungen und besondere Aktivitäten zu nennen sowie während des zweiten Weltkrieges hinzukommende Erfahrungen und Aufgaben des gemeindlichen Lebens.

Die letzten ständigen Geistlichen der Gemeinde in Darmstadt waren Erzpriester Leonid Ignatiew und Erzpriester Dimitrij Ignatiew. Hier wirkte auch Archimandrit Mark (später - Erzbischof der Auslandskirche in Deutschland). Seit 1989 ist Priester Slawomir Iwanjuk der Hauptgeistliche der Kirche.

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Literaturnachweis:

 

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