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RUSSISCH ORTHODOXE KIRCHE

IN DEUTSCHLAND:

IHRE TRADITON, GLAUBE, GOTTESDIENSTE, GESCHICHTE...

 

Dieser Text wurde vom Priester Alexej Tomjuk
für die Gemeinde der St. Alexij Gedächtniskirche zu Leipzig 1999 erstellt.
(Entnommen: In Frieden Lasset Uns Beten, Eine Broschüre zur Begegnung mit Christlich-Orthodoxe Glaube und der Russischen-Orthodoxen Kirche, mit Texten u.a. von Erzbischof Paul von Finnland, Bischof Longin von Düsseldorf, Prof. Dr. A. Kallis, Priester Dr. Peter Plank, Katharina Sponsel, Düsseldorf 1988)

Inhalt:

  1. Das Selbstverständnis der Orthodoxen Kirche.
  2. Was heißt Orthodoxie? Die Orthodoxe Weltkirche heute.
  3. Kurze Geschichte der Russisch - Orthodoxen Kirche.
  4. Das orthodoxe Gotteshaus.
  5. Vesper oder der Abendgottesdienst in der orthodoxen Kirche.
  6. Die Sakramente der Buße (Beichte) und der Kommunion (Abendmahl).
  7. Hauptgottesdienst der orthodoxen Kirche: Die eucharistische Liturgie der Orthodoxen Kirche.
  8. Sinn und Zeiten des Fastens in der orthodoxen Kirche.
  9. Von der Schönheit der Ikone.
  10. Die liturgische Gewänder und ihre Symbolbedeutung.
  11. Der liturgische Gesang der Russ.- Orthodoxen Kirche.
  12. Heiligenverehrung in der Orthodoxen Kirche: unser Fürsprecher vor Gott.
  13. Namensheiliger und Schutzengel.
  14. Verschiedene Gebete.
  15. Literaturhinweise.
  16. Über die Heiligen der Orthodoxen Kirche
  17. Die Verehrung der Ikonen und des Hl. Kreuzes

 

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1. Das Selbstverständnis der orthodoxen Kirche

Die Orthodoxe Kirche nennt sich selbst einfach "die Kirche", gerade so, wie die Griechen in der Vergangenheit das Wort "Christen" gebrauchten, wenn sie die Orthodoxen meinten. Dies ergibt sich naturgemäß aus der Tatsache, dass die Östliche Orthodoxe Kirche in organischer Fortsetzung dieselbe Gemeinde oder "ecclesia" ist, deren Geburtsstunde die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten in Jerusalem war. An vielen Orten, die schon im Neuen Testament erwähnt werden, ist diese Gemeinde in der Geschichte dieselbe geblieben. Die Orthodoxe Kirche braucht keinen Beweis ihrer geschichtlichen Authentizität zu liefern; sie ist einfach die direkte Fortsetzung der Kirche des Apostolischen Zeitalters... Die im kirchlichen Bewusstsein von den allerersten Anfängen an enthaltenen mündlichen Formulierungen des Glaubens haben sich über eine lange Periode hinweg entwickelt. In ähnlicher Weise hat das ganze kirchliche Leben immer reichhaltigere Ausdruckformen in den verschiedenen Teilen der Kirche Christi gefunden, die sich zwar in der Form, nicht aber im Geiste unterscheiden.

So wie in Christus beides vereint ist, die göttliche und die menschliche Natur, so vereint auch die Kirche beides. Ihre menschliche Seite ist empfänglich für Irrtümer, Schwächen und Fehler, aber sie findet Trost in der Verheißung: "Ich will meine Kirche bauen, und die Pforten des Totenreiches werden nicht fester sein als sie"(Matth. 16,18). Das heißt, dass die Stürme der Zeit, wenn sie auch die menschliche Substanz der Kirche verwüsten mögen, doch nicht die Kirche zerstören können. Die Kirche wird bestehen, bis der nächsten Periode von Gottes Herrschaft über die Welt der Weg bereitet ist, bis zur "parousia" oder der Wiederkunft Christi. Bis dahin wird die Kirche, die am ersten christlichen Pfingsten gegründet wurde, Bestand haben als Beschützerin der Wahrheit, indem sie die für sie charakteristischen Formen des apostolischen Priestertums, die Eucharistie und die anderen Sakramente wie auch die gemeinsame Erfahrung der Kirche, ihre Überlieferung, bewahrt.

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2. Was heißt Orthodoxie? Die Orthodoxe Weltkirche - heute.

Alle orthodoxen Landeskirchen gemeinsam machen die eine Orthodoxe Kirche aus, die für die Orthodoxen die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche des christlichen Glaubensbekenntnisses ist. Die Orthodoxe Kirche gründet diese ihre Überzeugung auf der Bewahrung des urchristlichen Erbes in Glaube und Leben die Jahrhunderte hindurch. Dies kennzeichnet die orthodoxe Tradition, die allerdings nicht einfach als historisches, statistisches Element verstanden werden darf, sondern als ein dynamischer Faktor im Leben der Kirche und als bewegende Gegenwart des Heiligen Geistes in ihr. "Orthodoxie" meint daher nicht einfach eine richtige Lehre, sondern rechten Lobpreis Gottes, der sich im wahren Glauben, in Kult und kirchlichem Leben verwirklicht. Nicht primär als belehrende, sondern als betende, Gott ehrende Gemeinschaft versteht sich die Orthodoxe Kirche. Sie will nicht soziologische Gruppe sein, kein Verein von Gläubigen, keine Institution, sondern eine sakramentale Gemeinschaft, in welcher der drei faltige, menschenliebende Gott gegenwärtig ist. Jede Ortsgemeinde ist in diesem Sinne Kirche: ihre Mitte ist die Eucharistie, die "Göttliche Liturgie", der ein Bischof oder ein von ihm geweihter Priester vorsteht. Der Bischof ist also Pfeiler der Kirche: er ist Hirte der Diözese, ihr Lehrer, der die Lehre des Evangeliums Christi in Übereinstimmung mit der Gesamtkirche verkündet und mit allen anderen, ihm letztlich gleichrangigen Bisch6fen in eucharistischer Gemeinschaft steht, die Fundament der Einheit der Orthodoxen Kirche ist.

Diese Orthodoxe Kirche zählt heutzutage ca.120-150 Millionen Gläubige in aller Welt - in der Bundesrepublik Deutschland etwas mehr als eine halbe Million. Sie ist damit - nach der Römisch- katholischen Kirche - die zweite große geschlossene christliche Konfession in der Welt, welche infolge der z.T. politisch, z.T. religiös bedingten Auswanderungen aus den Heimatländern, aber auch durch Missionstätigkeit in fast allen Ländern der Welt mehr oder minder stark vertreten ist (mit eigenen Organisationen in l07 Staaten).

Die Gesamtzahl der orthodoxen Christen ist wegen des Fehlens exakter statistischer Angaben - vor allem aus den osteuropäischen Ländern, aber auch aus islamischen Staaten - nur schwer zu beziffern; insbesondere über die Gläubigenzahl der größten orthodoxen Landeskirche, der Russischen, gibt es differierende Angaben. Daher schwanken auch die Aussagen zur Gesamtzahl aller Orthodoxen zwischen 90 - 170 Millionen, wobei sich z.B. die äußerst gut dokumentierte "World Christian Encyclopaedia" (Oxford 1982) für die letztere Zahl entscheidet. Die gegenwärtige Struktur, Aufgliederung, und Verwaltung der einen Orthodoxen Kirche kann man mit einem dezentralisierten System vergleichen, d.h. die Gesamtheit der Orthodoxie besteht aus einer Reihe selbständiger (sog. "autokephaler") Landeskirchen, welche alle untereinander durch das gemeinsame Glaubensbekenntnis, weitestgehend auch die gleiche Gottesdienstform (allerdings in vielen unterschiedlichen liturgischen Sprachen) und vor allem das Bewusstsein verbunden sind, zusammen die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche zu bilden, von der im Glaubensbekenntnis die Rede ist. Andererseits aber hat jede dieser autokephalen Landeskirchen das Recht, ihre eigene Kirchenleitung selbst zu wählen, ihre Synoden und andere kirchliche Organe und Organisationen zu bilden. Allein diese sind auch für die Verwaltung aller innerkirchlichen Angelegenheiten zuständig, so dass ein Eingriff anderer orthodoxer Ortskirchen auch kirchenrechtlich nicht erlaubt ist. Diese Eigenständigkeit der Landeskirchen erklärt auch gewisse Unterschiede in der Verwa1tungsstruktur etc., so z.B. die Titulatur des Leiters der Kirche als Patriarch, Erzbischof oder Metropolit. Alle diese selbständigen orthodoxen Landeskirchen sind aber eine einzige Kirche, d.h. sie stellen sozusagen örtliche Zweige der einen Orthodoxie dar, welche sich in der Anerkennung des einen Glaubens, der kirchenrechtlichen Bestimmungen und des Gottesdienstes sowie der gegenseitigen Autorität einig sind und diese Gemeinschaft auch durch die Abhaltung gemeinsamer Synoden und Konzilien sowie durch die gemeinsame Gottesdienst-, besonders die Eucharistiefeier, zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise werden kirchliche und theologische Angelegenheiten, welche die Zuständigkeit der einzelnen Kirchen übersteigen, auf Gesamtorthodoxen Zusammenkünften und Konferenzen oder gar einem - derzeit in Vorbereitung befindlichen - Gesamtorthodoxen Konzil geregelt.

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3. Kurze Geschichte der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Zwar hat der frommen Überlieferung nach schon der hl. Apostel Andreas, auf dem Boden der späteren Russland (Rus') das Christentum gepredigt, da er über die üblichen Handelswege durch das Schwarze Meer auf der Krim eingetroffen war und von dort aus den Dnepr entlang zur künftigen Stadt Kiew gelangt sein soll; zwar existierten um das Schwarze Meer bereits christliche Gemeinden in den ersten Jahrhunderten, doch begann die eigentliche Christianisierung der ostslavischen Völker (Russen, Ukrainer, Weißrussen) erst, als der Kiever Großfürst Vladimir sich für die Annahme des Christentums entschied. Im Jahre 988 erklärte er, nachdem er selbst Christ geworden war, die orthodoxe Tradition zur Staatsreligion, was eine gewaltige kulturelle und moralische Umwandlung in den ihm unterstellten Fürstentümern und Stämmen der heutigen Ukraine und Russlands bewirkte.

Der Mongoleneinfall im Jahre 1240 die reiche, um Kiew zentrierte Volks- und Kirchenkultur vernichtete. Doch während der äußeren Unterdrückung in der Zeit erstarkte die Kirche innerlich: sie war fast der einzige Hort des Volkstums und der nationalen Traditionen. 1326 siedelte der Kiever Metropolit nach Moskau über, und 1448 wurde die Russische Kirche autokephal (unabhängig). Am 26. Januar 1589 folgte die von den östlichen Patriarchen der Alten Kirche anerkannte Erhebung zum Patriarchat, wobei Moskau der fünfte Rang der Ehrenordnung nach Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem zuerkannt worden ist.

Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 begriff sich die russische als die zahlenmäßig weitaus größte orthodoxe Landeskirche zunehmend auch als Schutzmacht der vielfach bedrängten Orthodoxen des Vorderen Orients und des Balkan. Durch eine intensive und erfolgreiche Missionstätigkeit dehnte sie sich zudem in den folgenden Jahrhunderten über Sibirien bis nach China, Japan, Alaska, ja bis nach Kalifornien aus. Einige der großen russischen Missionare sind noch im letzten Jahrzehnt kanonisiert worden, so der hl. German von Alaska (gest.1837), der hl. Erzbischof Nikolaj von Tokio (gest.l912) und der hl. Metropolit Innokentij von Moskau (gest.1879), der war ein Apostel von Sibirien.

Unter Zar Peter I. (1682-1725) kam es dann zur entscheidenden Krise in den Beziehungen zwischen der Autorität des russischen Patriarchen und der des weltlichen Herrscher Russlands. Zar Peter I. nach dem Tode des Patriarchen Adrian 1700 eine Neuwahl des Kirchenoberhauptes nicht mehr zuließ. Das höchste Organ der Kirchenleitung wurde die "Heilige Dirigierende Synode"

Im Februar 1917 fand in Russland eine Revolution statt, welche die Zaristische Regierungsform des Landes abschaffte. Kurz danach ist ein Lokalkonzil der Russischen Kirche einberufen worden. Die wichtige Entscheidung des Konzils war die Wiederherstellung des Patriarchenamtes im wurde November 1917. Zum neuen Vorsteher der Russischen Orthodoxen Kirche wurde Patriarch Tichon (Bellavin) erwählt. Es folgten turbulente Jahre der Zerrüttung, und nach dem Tode von Patriarch Tichon 1925 wurde daher zuerst kein neuer Patriarch gewählt; vielmehr folgten mehrere Verwalter des Patriarchenstuhles. Ab 1941 begann ein systematischer Wiederaufbau der Kirche und 1943 konnte der Locumtenens des Patriarchenstuhles, Metropolit Sergij (Stragorodskij), durch ein Landeskonzil zum Patriarchen gewählt werden. Ihm folgte dann 1945 der bisherige Metropolit von Leningrad Alexij (Simanskij, gest.1970). In seiner Amtszeit wurde die Orthodoxe Kirche in Amerika in die Autokephalie entlassen. Das Landeskonzil von 1971 wählte dann den Patriarchen Pimen (Izvekov, geb.l910), den bisherigen Metropoliten von Kruticy und Kolomna.

Das letzte Landeskonzil von 1991 wählte den jetzt regierenden Patriarchen Alexij II. (Ridiger, geb.l929), zum neuen Vorsteher der Russischen Orthodoxen Kirche.

Ein Überblick über die Geschichte der Russischen Kirche wäre unvollständig, wollte man nicht der besonderen Rolle gedenken, die das Mönchtum in der gesamten Entwicklung des ostslavischen Christentums gespielt hat - angefangen von der Gründung des Kiever Höhlenklosters durch den hl. Antonij (l051-1074). Die russischen Klöster auch Vorreiter der Zivilisation und Kolonisation unwirtlicher Gebiete, vor allem im hohen Norden des Landes. Die Mönche dienten dabei nicht nur ihrem persönlichen Heilserwerb, sondern beten stets für die ganze Welt und jeden Menschen. So ist das Mönchtum eine wichtige Stütze der Kirche, ein Hüter der Frömmigkeit und des Glaubens. Die bekanntesten heutigen Klöster der Russischen Kirche sind die im 14. Jahrhundert vom Hl. Sergij von Radonez gegründete Dreifaltigkeits-Lavra in der Nähe von Moskau, die Mariä-Entschlafen-Lavra in Potschaev (Ukraine), das Höhlenkloster zu Pskov, St. Daniels-Kloster (gegründet 1282).

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4. Das orthodoxe Gotteshaus.

Das orthodoxe Gotteshaus begegnet uns als das Zentrum der Darbringung des unblutigen Opfers, d.h. des Vollzuges der Eucharistie und aller sieben Sakramente, die es in der Orthodoxen Kirche gibt. Vorbild für das orthodoxe Gotteshaus sind das Zelt des Bundes und der alttestamentliche Tempel zu Jerusalem. Nach ihrem Beispiel wird auch der orthodoxe Tempel in drei Teile eingeteilt, nämlich die Vorhalle, die eigentliche Kirche und das Allerheiligste oder den Altarraum... Die Kirche wird von einer, drei oder fünf oder noch mehr kuppeln gekrönt, wobei sich in Russland die Form der sog. "Zwiebelkuppel" durchgesetzt hat. Diese Kuppeln symbolisieren im allgemeinen Verständnis Flammen, die zur Höhe emporschlagen. Die russische Gotteshäuser häufig mit Fresken geschmückt wurden.

In der Mitte der Kathedralenkirche auf einem Rund die Kathedra des Bischofs steht. Der Raum, in dem sich die Gläubigen befinden, wird vom Allerheiligsten des Altares abgehoben durch die Ikonenwand. Die Ursprünge dieser Ikonostase reichen bis ins IV. Jahrhundert zurück. In den ersten Zeiten des Christentums war die Ikonostase einreihig. Mit der Entfaltung der Ikonenmalerei aber und besonders nach dem Sieg über den Ikonoklasmus entwickelte sie sich immer mehr. im XIII. und XIV. Jahrhundert kommt es dann in Russland zur Ausformung der vielreihigen Ikonostase. In der Ikonostase gibt es drei Türen, nämlich in der Mitte die doppelte, sog. "Königstür", durch welche Leib und Blut Christi zur Kommunion sowie das hl. Evangelium zur Verlesung getragen werden, und die nördliche und südliche Seitentüre. Auf der rechten Seite der Ikonostase befindet sich eine Christus Ikone. Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir eine Ikone der Gottesmutter. Auf den Königstüren selbst werden die vier Evangelisten und die Verkündigung an die Allreine Jungfrau dargestellt, auf den Seitentüren aber die Erzengel oder Diakone. Zur Rechten Seitentür befindet sich die Ikone des Festes oder des Heiligen, dem die Kirche geweiht ist. Bei großen Ikonostasen sind in der darüber liegenden Reihe die Ikonen der höchsten Feste des orthodoxen Kirchenjahres gemalt, darüber dann die Bilder der Propheten und Vorväter des Alten Testament. Die ganze Ikonostase mit ihren Darstellungen soll uns an die Gegenwart der himmlischen, unsichtbaren Kirche bei unseren Gottesdiensten gemahnen und uns solchermaßen mit ihr verbinden, uns ihr annähern.

In den Altarraum sollen nur die Geistlichen eintreten. Im Altarraum selbst steht in der Mitte der Altartisch, der an das Grab Christi erinnern soll. Auf dem Altartisch steht der zumeist wie eine kleine Kirche gestaltete Tabernakel, in dem die hl. Gaben für die Krankenkommunion aufbewahrt werden. Dort liegt auch das Antimension, d.h. ein Tuch mit der Darstellung der Grablegung des Erlösers, in das kleine Reliquienteile eingenäht sind. Außerdem finden wir auf dem Altartisch das Evangelienbuch, Segenskreuze und dem hl. Myron.

Auf der linken Seite im Altarraum findet sich der Opfertisch, auf dem Brot und Wein bereitet werden, bevor man sie zum Altar trägt. Dort stehen der Kelch und die Brotschale (Diskos), auf welche das hl. Lamm gelegt wird, das zur Wandlung in Christi Leib bestimmt ist. Es wird einem der fünf gesäuerten Weihbrote (Prosphoren) entnommen, mit denen man in der russischen Kirche die Eucharistie feiert.

Hinter dem Altartisch steht- wie schon einst im Tempel zu Jerusalem - der siebenarmige Leuchter, der heute an die sieben Sakramente erinnern soll, sowie das Altarkreuz. Wie in der alttestamentlichen Kirche wird auch in der orthodoxen Weihrauch verwandt: durch die Inzens bringen wir Gott unseren Lobpreis dar. Der duftende Weihrauch symbolisiert unser Gebet, das zum Himmel emporsteigt. In den orthodoxen Gotteshäusern pflegen die Gläubigen in der Regel zu stehen (nur in einigen griechischen Kirchen hat man in jüngerer Zeit auch eine Bestuhlung eingeführt). Durch das aufrechte Stehen soll die Auferstehung Christi symbolisiert werden.

Das ganze Gotteshaus mit all seinen Einrichtungsgegenständen, mit den Ikonen, den Kirchenfahnen usw. wie auch der Gottesdienst selbst, sollen dem Menschen helfen, sich besser auf sein geistliches Heil zu konzentrieren; sie geben ihm die Möglichkeit, den "Himmel auf Erden" zu erfahren, so wie dies einst die Gesandten des Kiever Großfürsten Vladimir verspürten, als sie nach Reisen durch viele Länder in die Agia Sophia zu Konstantinopel kamen und dort mit diesen Worten ihre Eindrücke schilderten. Möge das Gotteshaus auch für uns ein solcher Ort sein, wo wir mit ehrfurchtsvollem Zittern und Beben, mit Glauben und Liebe unsere Gebete zu unserem obersten Hirten und Hohenpriester, unserem Herrn Jesus Christus, emporsehenden können.

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5. Vesper oder der Abendgottesdienst in der orthodoxen Kirche.

Anders als zumeist in den westlichen Konfessionen, ist in der Orthodoxen Kirche das Stundengebet nicht nur in den Klöstern, sondern auch in den Gemeinden ein von den Gläubigen gern besuchter Gottesdienst. Vor allem gilt dies für die Abendgottesdienste vor den Sonntagen oder Festfeiern der Heiligen. In der Überlieferung der russischen Kirche werden dabei die Vespern oft mit dem Morgenlob zusammen als sog. Vigil oder Nachtwache gefeiert, so genannt, weil früher diese Gottesdienste die ganze Nacht über währten. Je nach Größe des Festes ist der Abendgottesdienst mehr oder weniger feierlich gestaltet...

Der Abenddienst der Orthodoxen Kirche stellt eine Anamnese, ein Gedächtnis, des Heilswirken Gottes im Alten Bunde dar: im liturgischen Geschehen werden wir Zeugen des Schöpfungswerkes, der Vertreibung aus Paradiese, des Hoffens und Betens der Gerechten Israels - aber auch Aufstrahlen des ersehnten Messias in Christus Jesus!

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6. Die Sakramente der Buße (Beichte) und der Kommunion (Abendmahl).

Bei der Beichte bekommt man die Absolution ausgesprochene Sünden durch Priester. Zur Sakrament steht der Priester neben einem Pult mit dem Evangelienbuch und dem Kreuz und abnimmt die Beichte. Gläubige, die zur Beichte vorbereitet sind nahen sich einzeln. Ein Beichtender spricht alle seine Sünden aus. Auch der Priester befragt den Beichtenden über seine verschiedenen Versündigungen darauf achtend, dass der Beichtende nicht etwas verhehle oder aus Scham verschweige. Nach der Beichte spricht der Priester das Absolutionsgebet.

Bei die Kommunion, welcher wehrend Liturgie statt findet, erhält man die Heilige Gaben. Durch die bekommt man Gottesgnade "zur Vergebung der Sünden,... zur Freude, zur Gesundheit und zum Frohsinn", "zum Wohl und Heilung unserer Seelen und Leiber,... zur Vertreibung alles Feindliches, zur Erleuchtung der Augen meines Herzens, zum Frieden meiner Seelenkräften, zum untadelhaften Glauben, zur ungeheuchelten Liebe, zum Wachstum in der Weisheit...".

Der Priester ist auch der Vollzieher von weiteren Sakramenten: der Taufe, der Firmung, der Trauung, der Krankensalbung.

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7. Hauptgottesdienst der orthodoxen Kirche: Die eucharistische Liturgie der Orthodoxen Kirche.

Ein Sinn und wichtigste Tätigkeit der Kirche ist ihre Hauptgottesdienst- die Göttliche Liturgie. Die Liturgie wird - von geringfügigen Details abgesehen - seit gut l000 Jahren unverändert in allen orthodoxen Landeskirchen - in die jeweiligen Sprachen (griechisch, slawisch, rumänisch usw.) übersetzt - verwandt, auch in Russland nach der Bekehrung des Landes.

    1. Nach der Ankunft der Zelebranten, nach Vorbereitungsgebeten, darunter der Verehrung der Ikonen, kleiden sich die Liturgen an. Der Priester trägt Sticharion (westl. Albe), Epitrachilion (westl. Stola), Gürtel, Epimanikien (Armstulpen), Phelonion (westl. Kasel), Brustkreuz. Bei Mönchen auch Kopfbedeckung, des gleichen bei Prälaten), getragen wird. Ein Diakon trägt Sticharion, Epimanikien und Orarion.
    2. Im Altarraum beginnt dann die Bereitung der Opfergaben: dazu werden aus gesäuerten Weizenbroten kleine Stücke geschnitten zu Ehren Christi (das Hl. Lamm), im Gedächtnis der Gottesmutter, der hl. Engel und Propheten sowie der anderen Stände der Heiligen. Darauf folgt die Opferung von Brotstücken für die Lebenden und Verstorbenen, derer bei dieser Eucharistiefeier gedacht werden soll. All diese Stücke werden auf den Diskos (westl. Patene) um das hl. Lamm gelegt.
    3. In der Liturgie werden das Brot und der Wein zum Opfer dargebracht. Dieses Opfer wird dann zu den Heiligen Gaben geweiht. Solcherart geht die ganze Kirche im Erlösungswerk Christi auf. Im letzten Teil der Liturgie nehmen die Gemeindemitglieder an diesem Opfermahl teil. Der Gottesdienst beginnt mit Gesänge und Gebete: ...Um den Frieden von oben und um das Heil unserer Seelen, lasst uns beten zum Herrn. ...Um den Frieden der ganzen Welt, um den Wohlstand der heiligen Kirchen Gottes um und die Einheit aller, lasset uns beten zum Herrn... ...Auf dass wir errettet werden von aller Trübsal, Zorn und Not, lasset uns beten zum Herrn. ...Um uns selbst und für einander... Mit Andacht an hochgelobten und ruhmreichen Gebieterin, der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria, allen Heiligen...
    4. Es folgen bestimmte, mit dem Tagesgedächtnis wechselnde Hymnen. Vor der Königstür ein Text aus den Apostelbriefen gelesen wird. Dann der Priester oder Diakon ließt das Evangelium und segnet damit am Schluss die Gemeinde. Sie wird damit zeichenhaft unter das Wort Gottes gestellt. (u.U. erfolgt hier eine Predigt.)
    5. Es folgen weitere Gebete um die Kirche uns das Land, um die lebende und verstorbene Gemeindemitglieder, um den "Engel des Friedens", den friedvollen Leben und Tod, und die Vergebung unserer Sünden und Verfehlungen... Anschließend das Glaubensbekenntnis vorgelesen wird ...
    6. In der nächste Teil der Liturgie werden die Opfergaben Gott dargebracht und anschließend wird der Heilige Geist aus sie herabgerufen mit der Bitte um ihre Wandlung in Christi Leib und Blut. Zur Weihung der Heiligen Gaben, die Gläubigen verneigen sich und knien. Jetzt ist in den Gaben wahrhaft der Herr gegenwärtig, um sich uns zur Speise darzubieten "zur Vergebung der Sünden"!
    7. Es folgt die Kommunion, wo bekommen Geistliche und Gemeindemitglieder die geweihten Heiligen Gaben. Durch sie bekommt man Gottesgnade zur Einigung mit der Kirche, welche man durch seine Sünden verloren hat. Man bekommt Gottesgnade auch "zur Vergebung der Sünden,... zur Freude, zur Gesundheit und zum Frohsinn", "zum Wohl und Heilung unserer Seelen und Leiber,... zur Vertreibung alles Feindliches, zur Erleuchtung der Augen meines Herzens, zum Frieden meiner Seelenkräften, zum untadelhaften Glauben, zur ungeheuchelten Liebe, zum Wachstum in der Weisheit...".
    8. Die eucharistischen Liturgie heiligen Vaters Johannes Chrysostomos wird an fast allen Tagen des Jahres gefeiert; lediglich an einigen bestimmten Tagen, vor allem an den Sonntagen der Großen Fastenzeit, wird die "Liturgie des hl. Basileos des Großen" zelebriert, die in der heutigen Praxis aber fast nur durch längere Stillgebete des Priesters gekennzeichnet ist. Man kann ihr also auch nach dem vorstehenden Schema folgen.

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8. Sinn und Zeiten des Fastens in der orthodoxen Kirche.

Der tiefere Sinn der Fastenzeit wird Begründet durch den Erfolg in der Tugend der Enthaltsamkeit und der Verbesserung des Lebens durch die Veränderungen eigener Gedanken, Wörter und Taten zum Guten hin.

Während der Fastenzeit wird kein Fleisch oder Fett, keine Eier, Milch, Butter und alles was aus diesen Lebensmitteln bestehen gegessen. In der Fastenzeit vor Ostern, ist an 2 Tagen pflanzliches Öl, Wein und Fisch erlaubt. Diese Tage sind am 7. April, Maria Verkündigung- und am letzten Sonntag vor Ostern - Palmsonntag. Die übrigen Fastenzeiten sind weniger streng. Es ist zu den Mahlzeiten z.B. Fisch erlaubt. In der Fastenzeit müssen die Gläubigen auf Hochzeit, Vergnügung und fröhliche Unterhaltung verzichten.

Warum dieses alle? Wenn ein Mensch weniger isst, wird er geschwächt. Er hat keine Kraft für gute Taten und gleichzeitig für die Sünde. Der Körper wird von sich sagen: "Alles ist nicht zu schaffen, es muss das Richtige ausgewählt werden."

Zeiten des Fastens:

Osterfastenzeit: Im Frühjahr, 47 Tage vor Ostern.

Petrusfastenzeit: Beginnt eine Woche nach Pfingsten und dauert bis zum Festtag Hl. Peter und Paul - 12. Juli.

Fastenzeit vor Mariä Entschlafung: Vom 14. August bis 28. August - Maria Himmelfahrt.

Weihnachtsfastenzeit: Vom 28. November bis 7. Januar - Weihnachten.

Es ist ebenso jeder Mittwoch und Freitag ein Fasttag, an einem Mittwoch wurde Christus verurteilt und an einem Freitag gekreuzigt-. Zusätzliche strenge Fastentage - auch Fisch ist nicht erlaubt- sind am 18. Januar- Vorabend vor Christi Taufe-, am 11. September -Enthauptung Johannes des Täufers- und am 27. September -Kreuzerhöhung.

Eine Einschränkung in Allem und 3 Tage Fastenzeit nehmen alle Gläubigen auf sich, als Vorbereitung auf die Kommunion. An dem Tag der Liturgie, darf erst nach dem Empfang der Kommunion gegessen werden. Ebenso darf an folgenden Tagen nichts gegessen werden: Christ Taufe - 19. Januar - und Tag der Austragung des Grabtuches - Karfreitag vor Ostern.

Das Wichtigste ist in der Fastenzeit die Reue, das Gebet und die gute Tugend. Während der Fastenzeit, die Christus oder einigen Heiligen gewidmet ist, wird besser als sonst die Sünde des Lebens und der Weg sie zu entgehen erkannt. "Gebet ist das Essen für die Seele", sagte ein Heiliger. Der Wohlstand und die Sattheit machen im gewöhnlichen Leben jeden Menschen gefühllos zu allem Geistlichen, zur Seele und zum Gewissen. Deshalb geht der Gläubige während der Fastenzeit öfter zur Kirche, zum Beichten und zur Kommunion.

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9. Von der Schönheit der lkone.

Wer den Dialog mit der orthodoxen Kirche sucht und sich anschickt, die Orthodoxie kennen zu lernen, merkt schon bald, dass der Weg zu ihr am ehesten über die Spiritualität und Denkweise führt. Hier begegnet man einer Art, die das Geheimnis der Offenbarung verkündet. In der Ikone nimmt eine "Theologie der Schönheit" Gestalt an, die an die Kalokagathia, den Inbegriff des griechischen Vollkommenheitsideals, erinnert. Es geht um eine Schönheit, die äußere und innere Vollkommenheit miteinander verbindet, die Schönheit der Wahrheit, die Gott ist.

Die Schönheit der Ikone ist weder eine rein ästhetische noch eine spiritualistische, sondern eine innere, die ihre Quelle in ihrem Archetyp hat. Durch die Tei1habe der Ikone am Original, das in ihr eine mystische Existenzweise erhält, strahlt aus ihr die Schönheit des Heiligen in die Welt hinein...

Für den orthodoxen Christen ist die Schönheit der Ikone primär nicht eine ästhetisch-künstlerische, sondern eine metaphysische Wirklichkeit. Der reine Ästhetiker hat eigentlich nicht den Zugang zu Schönheit der Ikone gefunden, auch wenn er von ihrer Kunst fasziniert ist. Die Verselbständigung der ästhetischen Schönheit kommt einem Götzendienst der Schönheit gleich, der schließlich zur Zerstörung der Schönheit führt, die das Heilige in den Ikonen ausstrahlt. Diese Schönheit aber braucht die Welt für ihre Rettung und die Wiedergewinnung ihrer Harmonie.

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10. Die liturgischen Gewänder in der orthodoxen Kirche.

Bei der Zelebration des orthodoxen Gottesdienstes werden besondere Gewänder angelegt, die sich von der alltäglichen Kleidung unterscheiden. Bereits in der Urkirche wurden einige gottesdienstliche Kleidungsstücke verwendet.

Ein Gewand haben alle Ränge der Geistlichkeit gemeinsam, das ist das Sticharion. Das Sticharion ist ein langes, bis auf die Knöchel reichendes hemdartiges Gewand. Der untere Teil des Ärmels ist mit einem farbigen Band eingefasst. Diese Bandstreifen symbolisieren an den Ärmeln die Fesseln Christi. Außer den Leiden, die der Herr für die Sünden der Welt ertragen hat, symbolisieren die Bandstreifen noch den göttlichen Segen, den die Kirche um des Blutes der Märtyrer willen erhält. Beim Anlegen des Sticharions wird das Gebet gesprochen: "Jubeln soll meine Seele über meinen Gott! denn Er hat mich in Gewänder des Heils gekleidet, mir den Mantel der Gerechtigkeit umgelegt wie einem Bräutigam, der sich den Kopfschmuck nach Priesterart zurichtet, und wie eine Braut, die ihr Geschmeide anlegt." (Jes.61,l0)

Die Diakone tragen ein Sticharion, ein Orarion und die Epimanikien (die manschettenähnlich über die Ärmel des Leibrocks gelegt werden). Das Orarion ist ein langer schalähnlicher Streifen aus festem Stoff. Mit dem Orarion weist der Diakon das Volk auf die Zeit des Gebets und die Ordnung der gottesdienstlichen Handlungen hin. Der Begriff kommt von dem Wort "orare" (lat. beten).

Bis zum 16. Jahrhundert legte der Bischof dem Diakon bei der Weihe zum Priester das Orarion so um den Nacken, dass beide Enden an der Brust herabhingen. Dies bildete einen neuen Ornatsgegenstand für den Priester und den Bischof heraus, das Epitrachelion (Stola). Die Kreuze auf dem Epitrachelion, weisen darauf hin, dass der Priester der Vollzieher von sechs Sakramenten der Kirche ist: der Taufe, der Firmung, der Beichte, des Abendmahls, der Trauung, der Krankensalbung.

Nach dem Anlegen des Leibrocks und des Epitrachelions umgürtet sich der Priester. Für den Vollzug eines Gottesdienstes muss der Priester ein Phelonion tragen. Mit dem Phelonion ist das volle Ornat des Priesters abgeschlossen. Auf dem Rückenteil des Phelonions ist ein Kreuz, welche bedeutet die Rettung der Menschheit in Christo. Beim Anlegen des Phelonions spricht man: "Lass Deine Priester sich kleiden in Gerechtigkeit, und Deine Frommen m6gen jubeln jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen" (Ps.132,9).

Das Ornat des Bischofs hat neben den genannten priesterlichen Gewändern noch seine besonderen Gegenstände, nämlich das Omophorion und den Sakkos. Das Omophorion bildet ein stolaähnliches breites Band mit Kreuzen. Das Omophorion wird so um die Schultern gelegt. Beim Anlegen des Omophorions spricht man: "Auf die Schultern nahmst Du, Christus, das verlorene Wesen und stiegst empor, indem Du es Gott und dem Vater zuführtest."

Der Sakkos ist der Form nach eine Wiederholung des Sticharions. Geistlich bedeutet der Sakkos dasselbe wie das Phelonion, und beim Anlegen des Sakkos spricht man: "Lass Deine Bischöfe sich kleiden in Gerechtigkeit...".

Als Kopfbedeckung tragen Bischöfe, und einige Priester beim Gottesdienst eine Mitra. Die Mitra ist eine reich mit Edelsteinen und Ikonen geschmückte hohe Mütze. Beim Aufsetzen der Mitra wird gesprochen: "Es lege der Herr auf dein Haupt die Krone aus teuren Steinen, du batest um Leben, und Er gibt dir viele Tage...". Zum Zeichen seiner Macht als Hirte der Herde Christi hält der einen Stab in der Hand.

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11. Der liturgische Gesang der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Während nach westlicher Tradition der Begriff der "Kirchenmusik" schon sehr lange sowohl den Gesang als auch die Instrumentalmusik der Kirche umfasst, kann dieser Begriff für die Orthodoxe Kirche gleichgesetzt werden mit dem liturgischen Gesang, - Gesang will hier verstanden sein als die ganze Breite der möglichen Abstufungen des musikalisch gefärbten Wortes: vom psalmodierenden Lektor, den Ausrufen der Liturgen und den Akklamationen bis hin zum doppelchörigen Gesang zweier Chöre kann der Gesang sich differenzieren - je nach Inhalt, liturgischer Stellung und Funktion.

Liturgisch kann dieser Gesang genannt werden, weil er keine ausschmückende Begleitfunktion hat, sondern weil er die Hymnen und Texte vorträgt, von denen die Tradition der Kirche genauestens vorschreibt, "an welchen Tagen in welchem Kirchenton wie viel mal was und wie zu singen sei", wie dies Peter Tschaikowski einmal formuliert hat (Brief an seinen Bruder Modest vom 21.6.1881). So kann man sagen, dass der ganze Gottesdienst als "gesungenes Wort" in Erscheinung tritt, ganz ohne Instrumentalmusik (auch nicht zur Begleitung), denn diese ist ja wortlose Musik und wortlos kann man weder gemeinsam beten noch verkündigen. Diese grosse liturgische Bedeutung des kirchlichen Gesanges kommt schon in altrussischen Quellen zum Ausdruck, wenn dort der Gottesdienst selbst einfach als "Gesang" bezeichnet wird, "zum Gesang gehen" also dasselbe bedeutet wie "zum Gottesdienst gehen"...

In der Russisch-Orthodoxen Kirche gibt es Versuche, hier und da den Volksgesang einzuführen, denn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden alle liturgischen Gesänge nur vom Chor ausgeführt. Heute werden zumindest das Glaubensbekenntnis und Vaterunser von der ganzen anwesenden Gemeinde gesungen.

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12. Heiligenverehrung in der Orthodoxen Kirche: unser Fürsprecher vor Gott.

In seinem Gebet zu Gott ruft der Orthodoxe Christ die Allheilige Gottesgebärerin, seinen Schutzengel und die Heiligen um Hilfe an. Die Anrufung der Heiligen im Gebet ist eine althergebrachte Sitte. Schon im Alten Testament, z. B., ruft der König und Prophet David aus: "Herr, Gott unserer Väter Abrahams und lsaaks und Jakobs". Durch die Erwähnung der gerechten Männer unterstützte der Psalmensänger sein Gebet. Auch heute ruft die orthodoxe Kirche "Christus, unseren wahren Gott, durch die Fürbitten Seiner Allerreinsten Mutter und aller Heiligen" an, sich der Gläubigen zu erbarmen und sie zu erretten.

Der Beginn der Lebensbeschreibungen der neutestamentlichen Heiligen ist durch den Evangelisten Lukas in seiner "Apostelgeschichte" aufgezeichnet worden, wo wir dem ersten Märtyrer für Christus, dem Erzdiakon Stephan begegnen. Auch weiterhin werden Bekenner Christi von Augenzeugen aufgezeichnet. Solche Aufzeichnungen bilden ganze Bücher, die die Bezeichnung "Martyriolog" tragen. Aber auch in späterer Zeit, mit der Ausbreitung des Christentums, mangelte es der christlichen Kirche nicht an Heiligen, die durch vielfältige Taten des Fastens, des Gebetes, der Barmherzigkeit, der Geduld, der Sanftmut, der unermüdlichen Predigt des Wortes Gottes den Christen den Weg zur Errettung. den Weg des Kampfes mit der Sünde zeigen.

Die Welt der Heiligen, das ist die Welt der Menschen, die im Leben die Gebote des Evangeliums verkörpert haben, und die schon nicht mehr dem Fleische, sondern dem Geiste leben. Und dort, wo der Geist lebt, stirbt das Fleisch; wo der Geist frei ist, dort wird das Fleisch gekreuzigt, und es gibt für die Sünde keinen Platz, wo Christus ist. Daher bringt das Lesen der Viten der Heiligen und das Nachdenken über sie für die Seele großen Nutzen. Wir haben an ihnen lebendige Beispiele des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu Gott und unseren Nächsten. Und welche Freude ist es auch in unseren Tagen, Zeugen der Verherrlichung neuer Heiliger durch die Kirche zu sein. wo dieses doch ein wichtiger Beweis dafür ist. dass die Kirche in der Fülle eines segensprechenden Lebens lebt und sich in ihr die Sache der Errettung des Menschen erfüllt.

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13. Namensheiliger und Schutzengel.

Jeder orthodoxe Christ hat seinen Namen von einem Heiligen. Der Namensheilige bestimmt den persönlichen Festkalender des orthodoxen Christen, denn weithin im Christlichen Osten wird nicht der Geburts-, sondern der Namenstag begangen, das ist der Gedenktag des Heiligen, dessen Namen der einzelne Christ als Vornamen trägt. Dieser Tag beginnt mit dem Besuch des Gottesdienstes zu Ehren des Tagesheiligen; anschließend wird der Namenstag im Kreise der Familie, der Taufpaten und Verwandten festlich und zumeist auch fröhlich begann.

Schließlich gehört in diesen Zusammenhang auch die Erwähnung des privaten Engelglaubens, denn ebenso wie der orthodoxe Christ seinen persönlichen Heiligen, meist seinen Namensheiligen hat, der bewahrt und geleitet ihm. So mündet der Gottesdienst, die Liturgie der Gemeinde als des zu Lob, Anbetung und Fürbitte versammelten Gottesvolkes ein in die sehr private, persönliche, vielleicht sogar intime Frömmigkeit des einzelnen Glaubenden, wie andererseits alle Individualfrömmigkeit wiederum zurückfließt in den Glauben und das Gotteslob der ganzen Kirche.

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14. Verschiedene Gebete der Orthodoxen Kirche.

Gebet am Morgen

Vom Schlaf bin ich aufgestanden und eile zu Dir, menschenliebender Gebieter. durch Deine Gnade bereite ich mich, Deine Werke zu tun und bete zu Dir: Hilf mir zu jeder Zeit und in allen Dingen und erlöse mich von allem irdischen Übel und jeglicher Heimsuchung des Teufels; rette mich und führe mich in Dein ewiges Reich, denn Du bist mein Schöpfer, Fürsorger und Spender jeglichen Gutes; in Dir ist all mein Hoffen, und Dir sende ich Lobpreis empor , jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

Vor Beginn der Arbeit

Herr, Jesus Christus, Du Eingeborener Sohn Deines anfanglosen Vaters, Du sagtest mit Deinem allreinen Munde: 0hne mich könnt nichts tun. Herr, mein Herr, was Du gesprochen, bewahre ich gläubig in meiner Seele und in meinem Herzen und bete zu Deiner Güte. Hilf mir Sünder die Arbeit, die ich beginne, durch Dich zu vollbringen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Nach beendeter Arbeit

Die Erfüllung aller guten Dinge bist Du, mein Christus; erfülle mit Freude und Fröhlichkeit meine Seele und errette mich als der einzig Menschenliebende. Amen.

Gebete auf das Heilige Kreuz

Rette, o Gott, Dein Volk und segne Dein Erbe. Gewähre den rechtgläubigen Christen Sieg über ihre Widersacher, und behüte Deine Gemeinde durch Dein Kreuz.

Beschütze mich, Herr durch die Kraft Deines ehrbaren und lebenspendenden Kreuzes, und bewahre mich vor allem Übel, Amen.

Loblieder an die Allerheiligste Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

Wahrhaft würdig und recht ist es, Dich seligzupreisen, O Gottesgebärerin, allzeit selige und ganz unbefleckte Mutter unseres Gottes; die Du ehrwürdiger bist als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, die Du unversehrt Gott, das Wort, geboren hast, wahrhaftige Gottesgebärerin, Dich reisen wir hoch!

Jungfräuliche Gottesgebärerin, freue Dich, begnadete Maria, der Herr ist mit Dir. Gepriesen bist, Du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht Deines Leibes, denn Du hast den Retter unserer Seelen geboren.

Vor dem Unterricht

O gütigster Herr, sende die Gnadengabe Deines Heiligen Geistes auf uns herab, der Du uns mit geistigen Fähigkeiten versiehst und sie stärkst, damit wir dem erteilten Unterricht folgen k6nnen und durch i heranwachsen, Dir, unser Schöpfer, zur Ehre, unseren Eltern zur Freude, der Kirche und dem Land zum Nutzen. Amen.

Nach dem Unterricht

Wir d en Dir, Sch6pfer, dass Du uns Deiner Gnade gewürdigt hast, damit wir dem Unterricht folgen können. Segne unsere Vorgesetzten, Eltern und Lehrer, die uns zur Kenntnis des Guten führen, und gib uns Kraft und Festigkeit zur Fortsetzung des Unterrichts.

Vor der Mahlzeit

Vater unser, oder: Aller Augen hoffen auf Dich, o Herr, und Du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit; Du tust Deine Hand auf und erfüllst alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Amen.

Nach der Mahlzeit

Wir danken Dir, Christus, unser Gott, dass Du uns mit Deinen irdischen Gaben gesättigt hast; entziehe uns auch nicht Dein himmlisches Reich, Amen!

Gebet - anstelle Vergebung

Löse, erlasse, vergib, Herr, unsere freiwilligen und unfreiwilligen Versündigungen, die wir in Wort und in Tat, wissentlich und unwissentlich, am Tag und in der Nacht, im Geiste und in Gedanken begangen haben. Verzeih uns alles, denn Du bist gütig und menschenliebend, Amen.

Gebet - wenn ich mich zum Schlaf lege:

In Deine Hände, Herr Jesus Christus, lege ich meinen Geist. Segne mich, erbarme dich meiner und gib mir das Ewige Leben. Amen.

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15. Literaturhinweise

  1. Paul, Erzbischof. Unser Glaube, Stenone-Verlag, Köln 1983. Unter den Stichworten, "Eucharistie" und "Gebet" erläutert hier der Erzbischof das Glaubensleben und seine theologische und religiöse Bedeutung sehr anschaulich. Dabei berücksichtigt er auch immer die Forderungen einer modernen säkularisierten bzw. nicht-orthodoxen Umwelt.
  2. Kallis, Anastasios. Orthodoxie - was ist das? Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1979. Eine theologische Einführung in das Wesen der Orthodoxen Kirche unter besonderer Berücksichtigung der Orthodoxie als geoffenbartes und gelebtes Mysterium.
  3. Heitz, Sergius: Der Orthodoxe Gottesdienst, Bd.I: Göttliche Liturgie und Sakramente, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1965. Vollständige Textsammlung aller eucharistischen Liturgien der Orthodoxen Kirche, Eigentexten, biblischen Lesungen für sämtliche Sonntage und wichtige Heiligenfeste
  4. Thon, Nikolaus: Quellenbuch zur Geschichte der Orthodoxen Kirche, Paulinus-VerIag, Trier 1983. Weniger zur kontinuierlichen Lektüre gedacht und geeignet, ist das Buch als weitgesteckte Sammlung zur Auswahl von Quellentexten interessant.
  5. Nyssen, Wilhelm Schulz, Hans-Joachim Wiertz, Paul (Hrsg.). Handbuch der Ostkirchenkunde, Patmos-Verlag, Düsseldorf 1984. Das katholische Standardwerk zur "0stkirchenkunde". Das ist die Neubearbeitung der 1.Auflage von 1971 die Polemik gegenüber der Orthodoxie verloren hat und zu einer objektiven, Informationsquelle geworden ist.
  6. Heiler, Friedrich. Die Ostkirchen, Ernst Reinhardt Verlag, München/Basel 1971. Ein Standardwerk des evangelischen Religionskundlers zum Thema, allerdings für den Erstinteressenten etwas verwirrend wirken kann. Besonders wertvoll wegen der Literaturangaben.
  7. Gaede, Käte. Russische Orthodoxe Kirche in Deutschland in der ersten Hälfte des 20.Jahrhundert , Stenone-Verlag, Köln 1985.
  8. In Frieden lasset uns zum Herren beten, Eine Handreichung zur Begegnung mit der Orthodoxie mit Texten u.a. von Erzbischof Paul, Bischof Longin,... Düsseldorf, 1988.
  9. Orthodoxe Gebetbuch, München, 1989.
  10. Das Glaubensleben der Ostkirche, Einführung in Geschichte, Gottesdienst und Fromigkeit der Orthodoxen Kirche, hrsg. H.-D.Diedrich, Leipzig 1988.

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16. Über die Heiligen der Orthodoxen Kirche

Unser Fürsprecher vor Gott

In seinem Gebet zu Gott ruft der Orthodoxe Christ die Allheilige Gottesgebärerin, seinen Schutzengel und die Heiligen um Hilfe an. Die Anrufung der Heiligen im Gebet ist eine althergebrachte Sitte. Schon im Alten Testament, z. B., ruft der König und Prophet David aus: "Herr, Gott unserer Väter Abrahams und Isaaks und Jakobs". Durch die Erwähnung der gerechten Männer unterstützte der Psalmensänger sein Gebet. Auch heute ruft die orthodoxe Kirche "Christus, unseren wahren Gott, durch die Fürbitten Seiner Allerreinsten Mutter und aller Heiligen" an, sich der Gläubigen zu erbarmen und sie zu erretten.

Der Evangelist Johannes der Theologe bezeugt uns ebenfalls, dass er am Himmel einen Engel gesehen hat, dem eine Menge Weihrauch gegeben war, damit er ihn zusammen mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Opfertische, der vor dem Throne ist, niederlege. "Und es erhob sich der Weihrauch zusammen mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott" (Offenb. VIII, 3-4). Die Viten der alttestamentlichen Heiligen: der Vorväter, der Patriarchen, der Propheten und Gerechten finden wir in der Bibel. Der Beginn der Lebensbeschreibungen der neutestamentlichen Heiligen ist durch den Evangelisten Lukas in seiner "Apostelgeschichte" aufgezeichnet worden, wo wir dem ersten Märtyrer für Christus, dem Erzdiakon Stephan begegnen. Auch weiterhin werden Bekenner Christi von Augenzeugen aufgezeichnet. Solche Aufzeichnungen bilden ganze Bücher, die die Bezeichnung "Martyriolog" tragen. Aber auch in späterer Zeit, mit der Ausbreitung des Christentums, mangelte es der christlichen Kirche nicht an Heiligen, die durch vielfältige Taten des Fastens, des Gebetes, der Barmherzigkeit, der Geduld, der Sanftmut, der unermüdlichen Predigt des Wortes Gottes den Christen den Weg zur Errettung. den Weg des Kampfes mit der Sünde zeigen.

Die Welt der Heiligen, das ist die Welt der Menschen, die im Leben die Gebote des Evangeliums verkörpert haben, und die schon nicht mehr dem Fleische, sondern dem Geiste leben. Und dort, wo der Geist lebt, stirbt das Fleisch; wo der Geist frei ist, dort wird das Fleisch gekreuzigt, und es gibt für die Sünde keinen Platz, wo Christus ist. Daher bringt das Lesen der Viten der Heiligen und das Nachdenken über sie für die Seele großen Nutzen. Wir haben an ihnen lebendige Beispiele des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu Gott und unseren Nächsten. Und welche Freude ist es auch in unseren Tagen, Zeugen der Verherrlichung neuer Heiliger durch die Kirche zu sein, wo dieses doch ein wichtiger Beweis dafür ist, dass die Kirche in der Fülle eines segensprechenden Lebens lebt und sich in ihr die Sache der Errettung des Menschen erfüllt.

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17. Die Verehrung der Ikonen und des Hl. Kreuzes

Ikonen sind kirchlich geweihte Bilder, die Christus, die Gottesmutter, Engel oder Heilige darstellen. Die Verehrung einer Ikone gilt nicht dem Bilde als Gegenstand sondern der dargestellten Person, die durch das Bild vertreten wird. Wir vergleichen die Ikone mit einem Fenster, durch das wir aus unserer vergänglichen Welt in die zukünftige ewige Welt zu blicken vermögen.

Das 7. Ökumenische Konzil hat die Verehrung der Ikonen gebilligt und empfohlen. Es gibt Ikonen, die von den dargestellten Personen, beispielsweise der Gottesmutter, besonders, bevorzugt werden. Man nennt sie Gnadenbilder, weil die Betenden vor: diesen Ikonen besonderer Gnade gewürdigt werden. Die gleiche Verehrung wie den Ikonen gilt auch dem Heiligen Kreuz, das jeder Christ unmittelbar auf der Brust (nicht auf der Kleidung) tragen soll. Namen sind bekannt, durch welche die Gottesmutter ihr Erbarmen Menschen erwies, die an der Schwelle des Verderbens standen.

Gottesmutterikone "Wiederfindung der Verlorenen"

Über das Gnadenbild "Wiederfindung der Verlorenen" wird berichtet, das sich in der Christi-Aufrstehungs-Kirche in Moskau befindet. Die Ikone befand sich früher in der Moskauer Christi-Geburts-Kirche in der Palaschewski Gosse. Der letzte Besitzer war verwitwet, ja, ihm drohte völlige Verarmung. Das eifrige Gebet zur Gottesgebärerin rettete ihn vor der Verzweiflung und wendete das Schicksal seiner Tochter zum Guten. Dieser Mensch nun erachtet sich für unwürdig, eine wundertätige Ikone in seinem Haus zu hoben und übergab sie der Christi-Geburts-Kirche. 1812 wurde die Kirche in der Palaschewski Gasse von den Franzosen beraubt. Das entweihte heilige Bildnis fand man in drei Teile zerspalten zwischen altem Gerümpel. Bei der Auffindung der Ikone geschahen viele Heilungen. Ihr Festtag ist der 18.2. (5.2.).

Gottesmutterikone "Unverhoflte Freude"

Auf dem Gnadenbild ist ein Zimmer dargestellt, in dem eine Gottesmutterikone hängt. Vor ihr kniet ein Jüngling im Gebet. Die Überlieferung berichtet, wie ein Jüngling von seiner Sinnlichkeit durch diese heilige Ikone geheilt wurde. Wie gewohnt hatte der junge Mann vor dem Bildnis gebetet, als sich plötzlich das Bild veränderte: die Wunden des Herrn öffneten sich und bluteten. In seiner Furcht rief er: "O, Herrin, wer hat das getan?" Worauf die Gottesgebärerin antwortete: "Du und andere Sünder, ihr kreuzigt meinen Sohn durch eure Sünden von neuem". Darauf erschloß sich, ihm die Tiefe seines Sündenfalls. Lange bat er die Gottesgebärerin und Christus unter Tränen um ihr Erbarmen. Unverhofft wurde ihm endlich die Freude der Vergebung und Nachlassung der Sünden zuteil. Die Gedenktage der Ikone sind: 14.5 (1.5) und 22.12 (9.12).

Gottesmutterikone "Mit den drei Händen"

Zur Zeit des Bildersturmes im 9. Jahrhundert wurde der ehrwürdige Johannes von Damaskus wegen seiner eifrigen Ikonenverehrung von Kaiser Leo III., vor dem Kalifen von Damaskus des Hochverrats verdächtigt. Der Kalif befahl die Hand des Ehrwürdigen abzuschlagen und sie auf dem Markt aufzuhängen. Gegen Abend erbat der hl. Johannes die Hand vom Kalifen zurück. Er legte sie an das Gelenk des Armes und fiel vor der Gottesmutterikone auf sein Angesicht. Er bat die Ehrwürdige ihn zu heilen. Nach einem langen Gebet sah er im Schlafe, wie die Allreine sich an ihn wandte und schnelle Heilung versprach. Als Johannes vom Schlaf erwachte, war die Hand unversehrt.

Aus Dankbarkeit ließ der Heilige eine silberne Hand anfertigen und diese zur Ikone legen. Seit dieser Zeit führt sie den Namen "mit den drei Händen". Die Überlieferung berichtet weiter, daß der hl. Johannes aus Dankbarkeit den Gottesmutterhymnus "aber dich Gnadenvolle freut sich jedes Geschöpf" gedichtet habe, der in die Liturgie des hl. Basilios des Großen aufgenommen wurde.

Johannes von Damaskus war als Mönch in das Kloster zum ehrwürdigen Sabba dem Geweihten eingetreten und hatte dem Kloster die wundertätige Ikone übergeben. Das Kloster schenkte das Gnadenbild dem serbischen Erzbischof Sawwa. Während der Türkeninvasion vertrauten die Christen die Ikone dem Schutz der Gottesmutter selbst an. Sie luden sie auf einen Esel, der ohne Führer zum Athos fand und vor dem Kloster Chilandar stehenblieb. Dort wurde die Ikone in der Kathedrale aufgestellt.

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Link eingefügt am 21.12.2010

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